Feldlerche TheOtherKev Pixabay
29.01.2024 Energie

Alpine Freiflächensolaranlagen – unnötig und auf Kosten von Natur und Landschaft

Nun liegen die ersten Baubewilligungs-Gesuche für alpine Freiflächenanlagen im Kanton Graubünden vor. Sie zeigen auf, was wir bereits vermutet haben: Viele –jedoch nicht alle – dieser Anlagen sind schlecht für die Natur , da der Lebensraum seltener Tiere und Pflanzen betroffen ist. Und das genau an dem Ort, an dem wir in der Schweiz für die weltweite Biodiversität die grösste Verantwortung tragen, nämlich in den Alpen.

Viele der Anlagen betreffen seltene Vögel wie Birkhühner und Feldlerchen oder tangieren wertvolle Lebensräume wie Moore. 

Zudem werden einige Anlagen frei in der Landschaft geplant, an Orten, wo es bis jetzt keine oder nur sehr wenig Infrastruktur gibt. Dabei sind Natur und Landschaft das wichtigste Kapital unseres Kantons - für Einheimische, Zweitheimische, Tourismus, Landwirtschaft, Kultur und viele mehr. 

 

Unnötig 

In Graubünden produzieren wir bereits jetzt 4-mal mehr Strom, als was wir selbst benötigen. Der Strom der schädlichen Freiflächen-Anlagen ist also rein für den Export gedacht, daher unnötig und ohne Mehrwert für den Kanton. Zudem ist das Strom-Potenzial auf unseren Dächern riesig: In Graubünden könnten rund 2.5 TWh/Jahr erzeugt werden, auch das grösser als unser eigener Verbrauch. Wieso spricht also das Parlament extrem hohe Subventionen für schädliche Freiflächen-Anlagen, anstatt die Subventionen für Dachanlagen zu erhöhen? 

 

Langsam 

Seit das Parlament vor einem Jahr die meisten Gesetze für alpine Freiflächenanlagen ausgehebelt hat, wurde noch keine einzige dieser Anlagen erstellt. Private haben in der gleichen Zeit in der Schweiz auf ihren Dächern 1 TWh/Jahr an Solarstrom zugebaut (siehe Abbildung). Bis Ende 2025 werden rund 0.2 TWh/Jahr an alpinem Freiflächenstrom ins Netz gespiesen. Private werden im gleichen Zeitraum mehr als 5 TWh zusätzlichen Solarstrom pro Jahr ins Netz speisen, also rund 25-mal mehr. Die sogenannte Express Gesetzgebung ist in Wahrheit also extrem langsam. 

Im Gegensatz zu vielen Behauptungen produzieren Dachanlagen auch viel Strom im Winter. Erstaunlicherweise werden sogar im Mittelland unter dem Nebel ca. 30–35% des Jahresertrages erzeugt, bei alpinen Anlagen rechnet man mit 45%. Nach heutigem Stand kommen von Dachanlagen ca. 1.5 TWh Winterstrom pro Jahr, von alpinen Anlagen Null. 2025 werden Dachanlagen ca. 2.5 TWh Winterstrom produzieren, während alpine Freiflächenanlagen nur ca. 0.1 TWh beitragen werden. Für die Winterstromproduktion sind wir also nicht auf alpine Freiflächensolaranlagen angewiesen.

 

Wie weiter? 

Pro Natura ist im Austausch mit mehreren Projektanden und setzt sich für Natur und Landschaft ein. Wir versuchen die schlimmsten Projekte frühzeitig zu verhindern. Sämtliche Baugesuche für Freiflächensolaranlagen werden wir sichten und wo immer möglich werden wir versuchen Verbesserungen für die Natur zu erzielen. Das Gesetz wurde vom Parlament jedoch so ausgestaltet, dass Freiflächen-Anlagen gegenüber der Natur stark bevorteilt werden.