Torre Belvedere
19.06.2023 Umweltbildung

Im Wandel der Zeit

Auffällig, markant, imposant - das ist der Torre Belvedere in Maloja. Der freistehende, Zinnen bewehrte Turm aus Bruchsteinen ist von weit her sichtbar und lädt Besuchende dazu ein in vergangene Zeiten einzutauchen, eindrückliche Natur zu entdecken und grandiose Ausblicke zu geniessen.

Die Vergangenheit 

Ab 1882 liess der belgische Graf Camille de Renesse den Turm Belvedere zusammen mit dem legendären Hôtel Kursaal de la Maloja (später Maloja Palace Hotel) errichten. Der nach mittelalterlichem Vorbild errichtete Gebäudekomplex mit Turm und zahlreichen Nebengebäuden sollte dem Erbauer und seiner Familie als Privatresidenz dienen, wurde aber nie fertiggestellt. Nach weiteren Versuchen die Bauarbeiten zu beenden und einer Reihe kurzzeitiger Nutzungen als «Nuovo Albergo Castello», «hochalpines Knaben- und Mädcheninstitut» und durch die katholische Jugendbewegung «Bund Neudeutschland» konnte in den 50er Jahren Pro Natura das von Gletschertöpfen, Bergföhrenwäldern und Mooren geprägte Gebiet erwerben, auf dem auch der Turm steht - und damit Teil seiner Geschichte werden. 

Die Gegenwart 

Heute stehen nur noch Überreste der einstigen Burganlage. Der Turm ist als Ganzes erhalten, seine Räume wurden Ende der 80er/Anfang der 90er Jahre zweckmässig ausgebaut und der Aussichtsturm wurde wiederhergestellt. Das ehemalige Palais fiel einem Brand zum Opfer, doch das noch erhaltene Sockelgeschoss hat sich heute zur beliebten Aussichtsterrasse entwickelt. Von den einstigen Stallungen und Wirtschaftsgebäuden finden wir nur noch Ruinen. 

Nach einigen Jahren, in denen der Kur- und Verkehrsverein Maloja (KVVM) den Torre als Ausstellungsort nutzte, begann Pro Natura das Gebäude ab 2010 für ihre eigenen Zwecke zu nutzen. Eine Dauerausstellung über die Landschaftentwicklung in Maloja wurde im obersten Stock installiert, die anderen drei Stockwerke wurden mit Wechselausstellungen zu verschiedenen Kunst- und Naturthemen bespielt. 

Um den Torre langfristig zu erhalten und ihn Besuchenden weiterhin zugänglich machen zu können, haben wir in den letzten beiden Jahren Konzepte zu Unterhalt, Brandschutz und Sicherheit erarbeiten lassen. In diesem Frühling werden nun die Bauarbeiten ausgeführt. Brandschutztüren, erhöhte Treppengeländer, Sicherheitsglas in den Erkerfenstern und Metallgitter zwischen den Dachzinnen werden zukünftig für mehr Sicherheit sorgen. Der Ersastz des Dachaufbaus und des Dachausstiegs sowie Verputzarbeiten an Wänden und Fassade werden zum langfristiegen Erhalt des Gebäudkomplexes beitragen. 

Zusammen mit den Architketen Alessandro Nunzi und Matthias Alder aus Soglio (Alder Clavuot Nunzi Architekten) haben wir die Baumassnahmen geplant, die nun unter ihrer Aufsicht bis Mitte Juni durchgeführt werden. Die Pläne sind vielversprechend und wir freuen uns schon jetzt auf unsere Ausstellungseröffnung im Juni 2023 zum Thema «Wandel der Kulturlandschaft», bei der wir den neuen alten Torre unseren Besuchenden aus fern und nah wieder zugänglich machen können. 

Die Zukunft 

Als Wahrzeichen der Region, Eintrittpforte in eine atemberaubende Alpenlandschaft und Zeitzeuge für die touristische Entwicklung des Bergells kommt dem Torre Belvedere eine ganz besondere Bedeutung zu. Aus diesem Grund haben wir uns entschieden, auch zuküftig auf den Ausbau der Infrastruktur zu verzichten. Wer in den nächsten Jahren den Torre besucht, wird auch weiterhin vergeblich nach fliessendem Wasser und elektrischem Licht suchen. Dafür wird er den Charme des mittelalterlich anmutenden Bauwerks und das rustikale Ambiente auch zukünftig unverfälscht geniessen können. 

Das Naturzentrum Torre Belvedere erhält aber nicht nur baulich eine Erneuerung. Zukünftig soll es als Leuchtturmprojekt einer neu gedachten Umweltbildung Besuchende auf überraschende und unvorhergesehene Weise für die Vielfalt und Bedeutung des Alpenraums faszinieren. Derzeit entwicklen wir zusammen mit dem Atelier Hü7 aus Thusis unser neues Angebot, das im Juni 2024 eröffnet werden soll.

(Stefanie Bianchi)

Naturzentrum Torre Belvedere

Weiterführende Informationen

Info

Projektleitung Umweltbildung
Stefanie Bianchi
081 511 64 16