Politischer Naturschutz
Volksinitiativen gegen Verbauung
Am 08. September 2020 konnten die Biodiversitätsinitiative und die Landschaftsinitiative der Bundeskanzlei überreicht werden. Sie helfen eine unverbaute Landschaft und Natur sowie die so wichtige Vielfalt an Tier- und Pflanzenarten für die Zukunft zu sichern - für uns und die folgenden Generationen.
- Die Biodiversitätsinitiative sichert Flächen und Geld für unsere Natur. Die Landschaft und unser baukulturelles Erbe werden in der Verfassung besser geschützt.
- Die Landschaftsinitiative fordert strengere Regeln beim Bauen ausserhalb der Bauzone und sichert naturnahe Flächen für Pflanzen und Tiere. Zudem wird das notwendige Kulturland für die einheimische Nahrungsmittelproduktion gesichert.
Bauten ausserhalb Bauzonen (BAB)
Ausserhalb der Bauzonen entstehen im Kanton Graubünden jährlich eine nicht geringe Anzahl neuer Bauten und Anlagen. Dazu kommen mindestens ebenso viele Umbauten und Erweiterungen von bestehenden Bauten. Aufgrund fehlender Kenntnisse oder aber von Natur- und Landschaftsschutz abweichenden Interessen führen diese immer wieder zu Konfliktsituationen, z.B. wenn ein Projekt in einem inventarisierten Objekt (Moor, Trockenwiese, ...) realisiert werden soll. Pro Natura Graubünden prüft diese Gesuche und beteiligt sich mittels einer Stellungnahme bei Projekten, die einen klar negativen Einfluss auf die Natur bzw. die Landschaft haben, am Bewilligungsverfahren. Ziel ist es, eine verbesserte, d.h. natur- und landschaftsverträglichere Lösung für das Vorhaben zu finden.
Meliorationen
Meliorationen bezwecken nebst der Neuzuteilung von Grundstücken auch einen Ausbau der Erschliessung der einzelnen Grundstücke, was nicht selten zur Neuerstellung und Sanierung vieler Strassenkilometer führt und somit von entscheidender Bedeutung ist für die weitere Entwicklung der Bündner Natur- und Kulturlandschaft. Pro Natura setzt sich ein, um im Rahmen der Melioration landschaftlich und ökologisch wertvolle Elemente zu erhalten bzw. deren Qualität oder Schutzstatus aufzuwerten.
Ortsplanungsrevisionen (OP)
Im Rahmen der Ortsplanungsrevision fällen die Gemeinden raumplanerische Entscheide von mittel- bis langfristiger Wirksamkeit. Pro Natura überprüft im Rahmen der öffentlichen Mitwirkung und des Genehmigungsverfahrens, ob die Belange des Natur- und Landschaftsschutzes berücksichtigt werden. Durch eine Stellungnahme an die Gemeinde, resp. eine Einsprache beim Kanton im Genehmigungsverfahren, haben wir die Möglichkeit, unsere Anträge zur Erhaltung und Förderung von Natur und Landschaft einzubringen. Wir setzten uns ein für die Unterschutzstellung von schützenswerten Objekten in den Gemeinden, wie Fledermauskolonien, Hecken, Moore etc. und für eine Konzentration der Bau- und Tourismuszonen auf ökologisch wenig wertvolle Bereiche und landschaftlich stimmige Lösungen.
Energieanlagen
Keine Form der Energiegewinnung ist ohne Auswirkung auf Natur und Landschaft. Der stetig wachsende Energieverbrauch in der Schweiz lässt ein Ende des Neubaus von Kraftwerken jedoch bislang nicht zu. Durch den Verzicht auf weitere Atomkraftwerke kommen immer mehr Wind- und Solarprojekte auf dem Tisch, und auch die Anzahl von geplanten Kleinwasserkraftwerken ist in den letzten Jahren stark gestiegen. Pro Natura befürwortet den Ausbau von erneuerbarer Energie, jedoch nicht auf Kosten von Natur- und Landschaftsschutz.
Für die Wasserkraftnutzung fehlt im Kanton Graubünden ein Gesamtkonzept. Der Ausbau der letzten unverbauten Gewässer im Kanton ist im vollen Gange. Wir setzen uns ein, damit die schönsten und wertvollsten Gewässerabschnitte auch künftig frei fliessen können oder zumindest eine anständige Restwassermenge aufweisen. Bei der Erstellung von Wind- und Solaranlagen ist besonderes Augenmerk auf die Landschaftsverträglichkeit zu legen, da insbesondere die Windräder in ihrer Grösse und Exposition oft von weither sichtbar sind. Auch die Lärmbelastung und die Störung der Avifauna (Vogelwelt) und Fledermäuse darf bei Windanlagen nicht vergessen werden. Bei Solaranlagen plädieren wir für die Ausnutzung der Dächer und Gebäudefassaden und weiterer innovativer Projekte in den Siedlungen – dort wo der Strom benötigt wird und die Landschaft nicht zusätzlich beeinträchtigt wird.
Tourismus
Die Anzahl von Outdoor-Sportarten hat in den letzten Jahren enorm zugenommen. Das heutige Spektrum von touristischen Anlagen im Kanton ist sehr breit. Es beinhaltet u.a. unzählige, oft künstlich beschneite Skipisten, Bikepisten, Rodelbahnen, Seilpärke, Klettersteige, Lehrpfade zu den unterschiedlichsten Themen usw. Auch Resorts und Hotelanlagen sind Teil der touristischen Bauten. Da die meisten touristischen Anlagen ausserhalb der Bauzone erstellt werden, haben wir im Rahmen des BAB-Verfahrens die Möglichkeit, unsere Anliegen einzubringen. Bei grossen Projekten braucht es oft eine vorgängige Ortsplanungsrevision, zu der wir uns ebenfalls äussern können. Wo der touristische Druck in empfindlichen Naturräumen immer stärker zunimmt, setzen wir uns für eine Besucherlenkung ein.