«Ja zum Biotop- und Klimaschutz!»
Nur gerade 2 Prozent der Schweizer Landesfläche sind heute streng vor Verbauung geschützt und ganz der Natur vorbehalten, die sogenannten Biotope von nationaler Bedeutung. Doch nun könnte die Politik sie opfern: Der Ständerat hatte im Herbst unverständlicherweise entschieden, sogar in diesen Gebieten den Bau von Energieanlagen zu ermöglichen. Im Kanton Graubünden könnte dies verheerende Folgen haben, für die Natur aber auch für den Tourismus. Bedroht sind die Greina und das Val Roseg, aber auch zahlreiche weitere Naturperlen wie die Ruinaulta, die Rhäzünser Auen oder die Val Madris.
Viva la Greina! Unter diesem Motto protestierte die Bevölkerung 1985 landesweit für den Schutz der einzigartigen Hochebene. Dank dem Widerstand aus der Bevölkerung wurde ein Stausee inkl. Strassenzufahrt verhindert und so prägen die mäandrierenden Bäche und vielfältigen Biotope die Landschaft auch heute noch. Doch es scheint, als müsse jede Generation aufs Neue für ihre Naturmonumente kämpfen: Der Ständerat hat den besonderen Schutz der Biotope von nationaler Bedeutung gestrichen. Auf dem Spiel steht das Herz der Natur!
Bei vielen Menschen und Verbänden in Graubünden löst das Ansinnen Kopfschütteln aus. Sie setzen sich vehement für den Biotopschutz ein. Darunter die Präsidentin des Schweizer Bergführerverbands, Rita Christen: «Als Bergführerin bin ich viel in den Bündner Bergen unterwegs. Unberührte Gebiete wie die Greina oder das Val Roseg sind unsere Naturjuwelen. Wir müssen sie unbedingt bewahren». Dass die Gebiete Wanderer*innen und Erholungssuchenden am Herz liegen, unterstreicht auch Arno Arpagaus, Präsident der SAC-Sektion Piz Terri. Er sieht den sanften Tourismus torpediert: «Es stellt sich unweigerlich die Frage, ob der Kanton Graubünden die Ferienecke bleiben oder sich zum Kraftwerkskanton für den Rest der Schweiz mutieren soll.»
Betroffen vom ständerätlichen Entscheid ist auch das Val Roseg, ein naturräumliches, touristisches und alpinistisches Juwel im Oberengadin. Für Duri Bezzola, Präsident der Vereinigung Pro Lej da Segl ist klar, dass ein Stauwerk im Val Roseg ökonomisch negative Folgen hätte: «Touristisch gesehen wäre die Beeinträchtigung des Tales ein Schildbürgerstreich, für das ganze Oberengadin.» Der nationale Schutz von ausgezeichneten Landschaften und Biotopen ist das Ergebnis langjähriger Bestrebungen, um zwischen widerstrebenden Interessen einen Ausgleich zu finden. «Dies ist gute schweizerische politische Kultur.»
Nicht nur für Menschen, auch für Tiere und Pflanzen sind Biotope wichtig. Diese Moore, Auen, Amphibienlaichgebiete und Trockenwiesen machen nur 2 Prozent der Landesfläche aus, beherbergen aber einen Drittel aller bedrohten Arten. «Den Biotopschutz zu streichen, wäre ein Kahlschlag am Natur- und Heimatschutz», sagt Anita Mazzetta, Geschäftsführerin WWF Graubünden. Das sei unnötig und falsch: «Das Potenzial für Solarstrom auf unseren Dächern, Fassaden und Infrastrukturen ist höher als der aktuelle Schweizer Stromverbrauch.» Zudem liesse sich rund ein Drittel unseres Stromverbrauchs ohne Komforteinbussen einsparen. Die Energiewende gelingt auch mit dem Biotopschutz. Heute sind gerade einmal 2 Prozent der Schweizer Landesfläche streng geschützt.
Schliesslich droht die Schweiz auch internationale Abkommen an die Wand zu fahren. Kaspar Schuler, Geschäftsführer von CIPRA international, nennt etwa die Alpenkonvention. «Es lastet eine riesige Verantwortung auf dem Nationalrat, das alles in der Frühlingssession wieder ins rechtsstaatliche und völkerrechtliche Lot zu bringen.» Wie er appellieren alle Mitglieder der Allianz für den Biotopschutz an den Nationalrat, dass er den vorschnellen Entscheid des Ständerats korrigiert. Für die Natur und den Menschen. Und für die kommenden Generationen.
Für mehr Informationen: www.biotopschutz.ch
So gelingt eine sichere, umweltverträgliche Energiewende:
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Anita Mazzetta
Geschäftsleiterin WWF Graubünden
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