Strukturreiche Rebberge in der Bündner Herrschaft
Die vier Gemeinden Malans, Maienfeld, Jenins und Fläsch, die dank des milden Klimas für ihren Weinbau bekannt sind, bilden zusammen das Gebiet der Bündner Herrschaft. In den Hanglagen konnte hier trotz der Intensivierung der Landwirtschaft in der Talebene eine kleinräumige und attraktive Kulturlandschaft die letzten Jahrzehnte überdauern. Neben Reben prägen Wiesen, Weiden und Eichenhaine das Landschaftsbild. Hecken, Trockenmauern und Feldgehölze vernetzen die Lebensräume. Diese Landschaft ist der Lebensraum seltener Arten wie dem Hufeisenkleegelbling, der Heidelerche, dem Neuntöter, dem Wiedehopf, der Zaunammer, der Schlingnatter, dem Mauswiesel und dem Grossen Mausohr. Viele dieser Arten werden auf der Roten Liste als verletzlich oder potenziell gefährdet eingestuft. Unser grosses Ziel ist es, diese Arten mithilfe der Bewirtschaftenden und dem Vogelschutz Landquart konsequent zu fördern. Um den negativen Bestandsentwicklungen entgegenzuwirken und die überregional bedeutenden Vorkommen zu erhalten, ist es wichtig, viele und grossflächige Aufwertungen umzusetzen. Von den Aufwertungen kann eine Vielzahl unterschiedlicher Tier- und Pflanzenarten profitieren.
Bund und Kanton unterstützen Bauern finanziell beim Anlegen von tierfreundlichen Strukturen. Hierzu gehören Trockensteinmauern, Hecken und Gehölze, Säume, Brachen und Rückzugsstreifen. Weil die finanziellen Anreize allein nicht genügen, um die Lebensräume gefährdeter Vögel, Säugetiere, Insekten und Pflanzen zu erhalten, haben Pro Natura Graubünden, BirdLife Schweiz und BirdLife Graubünden ein Projekt zur Förderung der Landschaftsqualität erarbeitet. Dazu gehören individuelle Beratungen der BewirtschafterInnen, um den Nutzen für die Natur und eine sinnvolle räumliche Gestaltung aufzuzeigen. Für die Spezialisten unter den Tieren wurde zudem eine Massnahmenkatalog entwickelt, um den Ansprüchen der typischen Arten der Region gerecht zu werden. Das Hermelin braucht zum Beispiel Ast- und Steinhaufen für die Jungenaufzucht, der Neuntöter dagegen Hecken und offenen Boden für die Brut und die Nahrungsaufnahme. Einige Vögel brauchen Unterstützung durch künstliche Nisthilfen und einen reich gedeckten Tisch an Insekten.
Unter den schützenswerten Arten befinden sich Arten, welche man kaum zu Gesicht bekommt. So bleibt die Schlingnatter meist in der Vegetation versteckt und profitiert von ungemähten Säumen entlang von Strukturen. Sie sonnt sich nur, bevor sie die Jagd auf Eidechsen und Insekten beginnt. Andersherum ist es beim Hufeisenkleegelbling. Ihn kann man entdecken, sobald die Temperaturen steigen und er sich auf die Suche nach Kleeblüten begibt. Der Nektar vielzähliger Blüten als Nahrung für die Schmetterlinge und Hufeisenklee als Raupenfutter sind für ihn essenziell. Dieser Lebensraum wird durch die Anlage von mageren Wiesen gefördert. Die ökologischen Ansprüche der Arten sind sehr unterschiedlich und die Interaktionen zwischen ihnen sind gross, weshalb möglichst viele Biotope auf engem Raum vorkommen sollten. Damit gesunde Populationsgrössen längerfristig erhalten bleiben, müssen grossräumig hochwertige Lebensräume entstehen – nur so kann die Natur geschützt werden und wir können von ihren Leistungen, wie beispielsweise der Bestäubung oder Schädlingsbekämpfung, profitieren.
Viele Massnahmen müssen durch das Projekt getragen werden. Dies gelingt nur mit der finanziellen Hilfe von Stiftungen und des Kantons, welche sich für eine vielfältige Landschaft einsetzen und durch aufgeschlossene LandwirtInnen – herzlichen Dank!
Daniel Scherl
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Daniel Scherl
Projektleiter Hase & Co.
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