Sammelstelle mit Zaun
19.12.2018

Passive Fütterung vermeiden

Die breit abgestützte Kampagne «Stop Fütterung» wird im Kanton Graubünden schon den dritten Winter durchgeführt. Bereits können Verbesserungen im Kanton festgestellt werden. Die Gemeinde Domleschg ist dank der Fusionierung und den getätigten Überlegungen heute ein gutes Beispiel für die Vermeidung passiver Fütterung von Wildtieren an den Sammelstellen von Grünabfällen.

Im erklärt der Förster Karl Ziegler bei der Sammelstelle in Almens die Motivation der Gemeinde für die neue Strategie bei den Grünabfallen.

Pro Natura GR: Welches Material kommt hier auf der Grüngut Sammelstelle zusammen?

Karl Ziegler: Das sind Gartenabfälle, wie z. B. alte Stauden oder Topfpflanzen und zum anderen Haushaltsabfälle, etwa Rüstabfälle oder Katzensand. Das Material
wird hier gesammelt und kommt später in die Kehrichtsverbrennungsanlage. Die Gemeinde kompostiert nicht mehr selber, weil die Nachfrage gesunken ist in den letzten
Jahren und der Aufwand eher gross ist.

Kommen denn hier alle Gartenabfälle der Gemeinde zusammen? Hier liegt nicht viel Material.

Nein, die Gemeinde Domleschg betreibt drei solcher Sammelstellen. Zudem offeriert die Gemeinde Domleschg den Einwohnern den kostenlosen Abtransport der
Grünabfälle, welche in den grünen Tonnen vor den Häusern bereitgestellt werden.

Für welche Wildtiere ist diese Grüngut Sammelstelle in Almens ein passives Fütterungsangebot?

Hier im Domleschg ist vor allem der Hirschbestand in den letzten 10 Jahren stark angestiegen. Ein alter Kronenhirsch hatte sich diesen Sommer sogar auf das grosse Futterangebot in den Gärten spezialisiert. Wir wollen verhindern, dass die Grüngut Sammelstellen am Dorfrand die Tiere aus den nahen Wintereinstandsgebieten in die Dörfer locken.

Ist der Aufwand gross, um Grünabfalle zu sichern und so die passive Fütterung von Schalenwild zu verhindern?

Mit den hohen Gitterzaun-Elementen aus Metall ist die Umzäunung der Grünabfälle rasch vorgenommen. Für den Unterhalt der Sammelstellen ist der Werkbetrieb zuständig.
Die Domleschger Sammelstellen sind bis heute offen für alle Einwohner, ohne fixe Abgabezeiten. Die Gitter werden nur in den Wintermonaten geschlossen.

Mit welcher Motivation hat die Gemeinde Domleschg so schnell reagiert in Sachen Sicherung der Grünabfall Sammelstelle?

Anlässlich der Gemeindefusion wurde der nachhaltige Betrieb und der Unterhalt der Sammelstellen diskutiert. Seit der Revision des kantonalen Jagdgesetzes im Oktober
2017 sind die Gemeinden verpflichtet, die Grüngut-Sammelstellen einzuzäunen, zum Wohl der Wildtiere. Das Schalenwild soll nicht mehr wegen eines  enschengemachten Nahrungsangebotes in die Siedlungsnähe vordringen, sondern in den ruhigen Wildeinstandsgebieten bleiben. Die Beratung durch den Kanton hat sich bewährt, das ANU hilft auch bei der Bekämpfung der Neophyten auf der Grüngutsammelstelle. Besonders der Riesenbärenklau muss hier auf der Deponie jedes Jahr bekämpft werden.

Welche Ratschläge können Sie unseren Mitgliedern für den eigenen Garten geben, um Frassschäden von Schalenwild zu vermeiden?

Wer im eigenen Garten kompostiert, sollte von den alten offenen Systemen auf die neuen wechseln und darauf achten, dass die Kompostanlage gut verschliessbar ist. Hirsche sind schlau und stark und können unverschlossene Deckel leicht öffnen. Bei der Auswahl der Gartenbepflanzung empfehle ich auf Weisstannen und Arven
zu verzichten, zwei Baumarten, welche den Hirschen besonders schmecken. Auch ist es zu empfehlen Salat und andere Gartenfrüchte im November vollständig zu ernten. Und selbstverständlich ist auf jegliche aktive Fütterung zu verzichten, das heisst kein Brot oder Gemüse auslegen für die Wildtiere. Die Kampagne Stop Fütterung
macht deutlich, dass den Wildtieren damit mehr geschadet als geholfen wird.

Vielen Dank Karl Ziegler für dieses Interview.