Ravaischer Salaas
12.12.2018

Appell an die Samnauner Stimmbevölkerung: Keine Neuerschliessung der Ravaischer Salaas!

Kommenden Sonntag entscheidet die Stimmbevölkerung von Samnaun über die Bau- und Durchleitungsrechte für vier neue Bahnen. Die Umweltverbände lehnen die massive Erweiterung des Skigebiets um 80 ha ab. Die Neuerschliessung der Ravaischer Salaas zerstört wertvolle Naturräume und geschützte Landschaften.

Immer grösser – immer besser?

Samnaun macht mit im Wettkampf um die Poleposition unter den grössten Skigebieten in den Alpen. Ganz nach dem Motto: Je grösser desto besser. Die Ausbaupläne umfassen vier neue Bahnen: Eine Grosskabinen-Umlaufbahn Samnaun Dorf – Salaaser Kopf, eine 10er-Kabinen-Umlaufbahn Laret – Chams – Muller, eine 6er-Sesselbahn Ravaischer Salaas – Greitspitz sowie eine 6er-Sesselbahn Ravaischer Salaas – Salaaser Kopf. Mit der Genehmigung des regionalen Richtplans im Oktober 2017 liegt die raumplanerische Voraussetzung für die Skigebietserweiterung vor. Am 16. Dezember wird die Stimmbevölkerung über die Bau- und Durchleitungsrechte befinden. Die Anlagekosten werden auf 90 Mio. Franken geschätzt, davon werden 30 Mio. in Form einer Aktienkapitalerhöhung finanziert. Die Gemeinde Samnaun soll dazu einen Drittel beisteuern.

Touristische Interessen bedrohen die letzten Perlen der Alpen

Begründet werden die vier neuen Bahnen mit einer Komfortsteigerung für die Skigäste. Sie sollen schneller und bequemer ins Skigebiet gelangen. Die Destination Samnaun beteiligt sich damit am Wettrüsten in den Alpen. Um im hart umkämpften Wintertourismusmarkt bestehen zu können, wird auf immer grössere Skigebiete gesetzt. Die Umweltverbände Pro Natura und WWF Graubünden sowie mountain wilderness und die Stiftung Landschaftsschutz Schweiz SL haben sich bereits im Rahmen der Überarbeitung des regionalen Richtplans gegen die Skigebietserweiterung gestellt. Mit der Erschliessung der Ravaischer Salaas soll noch die letzte im Skigebiet ungestörte und wenig berührte Geländekammer in diesem Gebiet erschlossen werden.

Ein wichtiger Lebensraum für Wildtiere und Naturdenkmal wird zerstört

Im Gebiet Ravaischer Salaas können sich Gämsen, Steinböcke und Raufusshühner wie Auerwild oder Alpenschneehühner zurückziehen. Das Gebiet ist zudem eine unberührte alpine Landschaft (Landschaft von regionaler Bedeutung), welche mit der geplanten Erschliessung in ihrem Charakter zerstört würde. Ausserdem befinden sich im Gebiet mehrere Naturschutzzonen. Die geplanten Wintersportanlagen stehen deutlich im Widerspruch zu den Schutzzielen dieser Gebiete. Bereits in den 1980er Jahren sollte die Ravaischer Salaas verbaut werden. Damals zeigte ein Gutachten der Eidgenössischen Natur- und Heimatschutzkommission ENHK auf, dass das Gebiet Ravaischer Salaas ein einzigartiges Naturdenkmal und in hohem Mass schützenswert ist. Laut Artikel 7 Absatz 3 der Seilbahnverordnung dürfen wertvolle Landschaften nicht erschlossen werden. Die Umweltverbände erachten deshalb die Ausbauprojekte von Samnaun als nicht bewilligungsfähig.

Skigebietsausbauten sind nicht mehr zeitgemäss

Neben den landschaftlichen und ökologischen Argumenten sprechen aber auch wirtschaftliche Gründe gegen das Wettrüsten der Bergbahnen in den Alpen. Neue Angebote konkurrenzieren bestehende Skigebiete, da der Markt stagniert. Auch der Klimawandel stellt für die Tourismusdestinationen eine grosse Herausforderung dar. Die Risiken des grünen Winters werden mittels künstlicher Beschneiung abgefedert. Schon heute verbraucht die Herstellung von Kunstschnee in der Schweiz so viel Strom wie 188'000 Zweipersonenhaushalte in der Schweiz und so viel Wasser wie die Stadt Bern in einem ganzen Jahr.

Die Umweltverbände appellieren an die Samnauner Stimmbevölkerung: Sie haben es nächsten Sonntag in der Hand, die Ausbauträume zu begraben und die einzigartige Bergwelt von Samnaun zu schützen. Für die Umweltverbände ist klar: Es gibt umwelt- und sozialverträgliche Alternativen zum Wintertourismus.

Weitere Informationen:

Franziska Grossenbacher, Projektleiterin Stiftung Landschaftsschutz Schweiz, 076 304 43 58
Jacqueline von Arx, Geschäftsleiterin Pro Natura Graubünden, 079 792 23 52